Umbau/Sanierung denkmalgeschütztes Kaufhaus TIETZ zum "Kulturkaufhaus Chemnitz" DAStietz
mit Naturkundemuseum, Stadtbibliothek, Volkshochschule, Neue Sächsische Galerie mit Werkstattbereichen, Archivbereichen, Magazinen, Verwaltung, Handel/Gastronomie und Veranstaltungsbereiche
ARCHITEKTUR / OBJEKTPLANUNG
Historischer Rückblick
- erbaut 1913, als Warenhaus H&C Tietz nach den Bauplänen des Architekten
- Prof. Wilhelm Kreis, einem der führenden Vertreter der deutschen Architektur die ersten Baueingabepläne für das Warenhaus sind auf März 1912 datiert, weitere Planänderungen erfolgten im Juni und Dezember des gleichen Jahres sowie im Januar und Februar des Jahres 1913
- Mai 1912 - Genehmigung des Abbruchs der vorhandenen Altbausubstanz
- September 1912 - Beginn der Tiefbau- und Gründungsarbeiten
- 08. Oktober 1912 - Erteilung der Baugenehmigung
- 23. Oktober 1913 - Eröffnung und Inbetriebnahme des Warenhauses
Besondere Merkmale des Gebäudes:
- für die damalige Zeit sehr moderne Stahlbetonskelettkonstruktion mit vier Vollgeschossen über dem Keller
- der Grundrißzuschnitt ist, den damaligen Straßenfluchten folgend, schiefwinklig und hat in der Flucht der Nordfassade eine leichte Verschwenkung
- durch eine akzentuierte Fassadengliederung und den Einsatz typischer Gestaltungsformen des (Neo-) Klassizismus kommt dem Bau eine gewisse stolze Prächtigkeit zu, der durch die Quaderung des Elbsandsteins und steinmetzmäßig herausgearbeiteten Schmuckelemente und Verzierungen unterstützt wird
- zentrales Element des Innenraumes ist der große Lichthof, flankiert von zwei kleinen Lichthöfen
- der große Lichthof war über dem 3. Obergeschoss durch eine reich gestaltete, leicht tonnenartig gewölbte Buntglasdecke überspannt, zwei große Leuchter waren in den Lichthof hinein abgehängt
- - typisch für das Haus Tietz war die Möblierung des Erdgeschosses und der Obergeschoßgalerien mit Glasvitrinen und prunkvollen Ausstattungen, in den beiden Haupttreppenhäusern wurde vor allem Marmor verwendet, die Türen waren aus Eichenholz mit Palisanderfurnier und Elektro-Spiegelglasfüllungen
- 1926/27 - nach den Bauplänen des Chemnitzer Architekten Erich Basarke wurde an der Wiesenstraße der noch original erhaltene Gebäudeanbau "Basarke Haus" angefügt
- 1927/28 - Neugestaltung einiger Teilbereiche des Gebäudes (Konditorei-Räume im 2. Geschoss und Lebensmittelhalle im 4. Geschoss)
- 08. November 1938 - Schließung des Warenhauses durch die Nazis
- bis 1945 zeitweilige Nutzung für verschiedene Handels- und Lagerzwecke sowie Vereinnahmung der Keller, Küchen und Lagerbereiche durch das Marinebeschaffungsamt Wilhelmshaven, Dienststelle Chemnitz
- 05.März 1945 bei Bombenangriffen der Alliierten wurde auch das Warenhaus getroffen und brannte aus, lediglich der Erweiterungsbau von Basarke blieb relativ unversehrt und wurde nach Kriegsende als KONSUM-Kaufhaus genutzt, die erhalten gebliebenen Keller- und Erdgeschossräume des Warenhauses konnten schnell instandgesetzt werden - ab 1949 fungierten sie bereits wieder für den Möbelverkauf
- ab 1952 - Sanierungsarbeiten am Dach und Stahlbetonskelett
- 1957/61 - Beschluss vom Rat des Bezirkes und vom Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt zur Rekonstruktion und zum Umbau des Gebäudes zu einem modernen volkseigenen Warenhaus
- 1958 - Planungsbeginn
- 1960 -1963 - Rekonstruktion und Umbau des Gebäudes
gravierende Eingriffe im Rahmen der Umbaumaßnahmen:
- Deckelung der drei Lichthöfe
- Einbau von Rolltreppenanlagen im Bereich der kleinen Lichthöfe
- maßgebliche Veränderungen der Fassade durch den Einbau eines massiven, der Schaufensterfront folgenden Kragdaches, welches das Erdgeschoss gestalterisch förmlich abschnitt
- Veränderung der Eingangsbereiche in Gestalt und Lage
- Neugestaltung der Schaufensterfront und Verlagerung dieser auf die Seite der Moritzstraße um eine Achse in das Gebäudeinnere
- 28. März 1963 - feierliche Eröffnung eines der größten und modernsten Warenhäuser der damaligen DDR
- 1991 - 2001 - als Kaufhaus in Betrieb
- November 2001 - Auszug der Kaufhof AG
Entwurfskonzept
- Ziel aller Projektbeteiligten war es, ein Haus zu schaffen, welches vielfältige Nutzungen modern, transparent und kommunikativ präsentiert
- große, lichtdurchflutete Innenhöfe spiegeln die Entwurfsgedanken von Transparenz, Natürlichkeit und Offenheit wieder
- neben den glasüberdachten Innenhöfen sorgt die neue Glasfassade mit vorgestelltem Glasaufzug im Bereich Reitbahnstraße für eine freundliche Atmosphäre im Inneren des Gebäudes
- prägend für den Innenraum und das Gesamtkonzept des Hauses ist der große zentrale Lichthof mit der "Skulptur" des Steinernen Waldes, dieser steht nach einem eigens für diesen Standort entworfenen Aufstellplan unter dem in 25 m Höhe befindlichen Glasdach, wurde bewußt auf die zwischenzeitlich vorhandene Deckelung des Lichthofes über dem 3. OG verzichtet, um diesem einzigartigen Ausstellungsstück den entsprechenden Auftritt zu ermöglichen
- zentrale Informationsaufgaben der städtischen Nutzer übernimmt der Tresen nahe des großen Lichthofes, welcher sich im Schnittpunkt der Hauptzugänge befindet
- ein Cafe mit Sessel-Lounge bildet die gastronomische Ergänzung gegenüber des Informationstresens
- entlang der historischen Erdgeschossfassaden sind kleine Gewerbeeinheiten angeordnet, die den Besucher zum Bummeln und Shoppen einladen
- Funktionsund Nutzungsbereiche der städtischen Nutzer sowie zusätzliche multifuktionale Veranstaltungsund Präsentationsflächen in den Obergeschossen sind die zu finden, diese sind jeweils dem zentralen Lichthof zugewandt
- in jedem Geschoss ist der Umgang um den zentralen Lichthof möglich und gestalterisch erwünscht, um die optische Transparenz der Einzelgeschosse untereinander zu ermöglichen
- prägendes Merkmal des Innenraumes ist die konsequente Umsetzung des Farbund Materialkonzept des Hauses beginnend bei Fußboden, Wand, Decke bis hin zu Stuhl, Tisch und Regal
- Glas, Holz, Stahl sind die dominierenden Materialien des Innenraumes
- Trennwände als Glaswände in Pfosten-Riegel-Konstruktion sorgen für einen transparenten Raumeindruck
- Umsetzung unterschiedlichster Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz und Schallschutz
Denkmalpflegerische Maßnahmen:
- Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes des Gebäudes durch:
- Sanierung und schonende Reinigung der Sandsteinfassade
- Herstellen des ursprünglichen Daches und der Dachentwässerung in Kupferausführung
- Erhalten des vorhandenen Lichthofcharakters mit umlaufendem Gang im allen Geschossen
- Rückbau / Umbau von nachträglich vorgenommenen baulichen Veränderungen an der Fassade und im gesamten Innenbereich
- Rückbau des Stahlbeton-Kragdaches
- Rückbau der Rolltreppen in den kleinen Lichthöfen und der Decken ab dem 2. Obergeschoss
- Erneuerung der Schaufensteranlage und der Fenster in ihrer Größe und Sprossenteilung nach historischem Vorbild
KARRIERE
Die C&E Consulting und Engineering GmbH Chemnitz bietet vielfältige Möglichkeiten, um sich in einem anspruchsvollen Berufsumfeld entwickeln zu können.
OBJEKTDETAILS
Leistungen:
Gesamtplanung und Bauüberwachung,
Lph. 1 bis 9
Auftraggeber:
Projektierungs- und Verwaltungs-
gesellschaft TIETZ Chemnitz mbH
Herstellungskosten:
27.700 T€